Samstag, 7. Januar 2012

Diagnose...

Am 23.10.2009 war ich das erste Mal bei meiner Gynäkologin bezüglich unseres Kinderwunsches. Diese erklärte mir nochmal den Grund meiner FG, damals ausgelöst durch die Spirale und gab grünes Licht zu üben.... Laut ihrer Diagnose kein Problem schnell wieder schwanger zu werden....

Nachdem ich bis 23.03.2010 keinerlei ES verzeichnen konnte, weder durch Ovus noch laut Tempi kümmerte ich mich um einen Termin bei einem Fruchtbarkeitsmediziner.
Dieser klärte schnell durch einen Hormonstatus die Situation.
-Eireifestörung, erkennbar am erhöhten Testosteronwert
-Gelbkörperschwäche
-Probleme mit der Schilddrüse.

Ich fiel aus allen Wolken. Ich machte sofort einen Termin bei einer Endokrinologin die mir verschiedene Medikamente verschrieb. (Ich war damals einfach naiv, hinterher stellte sich raus ich hätte lieber mal nachforschen sollen WAS sie mir da verschrieben hat.) Es handelte sich bei den Medikamenten um L-Throxycin und Dexamethason.

Ich nahm brav die Medis und mein Gyn startete mit mir in die ersten Clomi-Zyklen.......
Beim zweiten Clomi-Zyklus mussten wir leider die Kontrolle bereits an ES+10 machen und anhand des Blutwertes den Tag des ES ermitteln weil mein Arzt einen Trauerfall in der Familie hatte.
Ich fing ES+7 (ich hatte Ovus gemacht) an zu bluten, ich hatte weder HcG gespritzt noch irgendetwas anderes dass das Testergebnis verfälscht hätte dass ich fast schon vermutet hatte - POSITIV ;)
Ich war sehr froh und gleichzeitig verängstigt aufgrund meiner Blutung. Ich fuhr ins Krankenhaus, bekam Utro und es wurde an ES+7 ein HcG von 108 gemessen........... leider ohne gutes Ende. Eine Woche später war die Blutung nicht mehr zu stoppen und der HcG am sinken.......
Seitdem nahm ich immer 4x1 Utro in der 2.ZH.

Es folgten, nach einer Pause, weitere Clomi-Zyklen ohne weiteren Erfolg (insgesamt 9).
Danach begannen wir die Stimu mit Clomi und Menogon. Ich spritze mich zum ersten Mal selber..... viel weniger schlimm als gedacht.
Gleich im ersten Stimuzyklus sagte der Schwangerschaftstest- positiv........
Ich dachte wir wären angekommen, all die Qualen hätten sich gelohnt doch es sollte anders kommen.
Woche für Woche erschien ich bei meinem Gyn doch es war nichts in der Gebärmutter sichtbar.
Als wir dann bei 6+5 einen HcG von über 3000 messen konnte und im US immer noch nichts zu sehen war gab mein Doc mir die Anweisung direkt ins KH zu fahren.
Verdacht auf eine Eileiterschwangerschaft. Ich war innerlich tot.
Ich fuhr alleine ins KH, ließ mich untersuchen und dann kam für mich der allerletzte Todesstoß, mein Würmchen, im linken Eileiter.......... mit schlagendem Herzchen.......
Die Ärztin sah mich an, sagte man müsse "es" entfernen und ich konnte nur noch in Tränen ausbrechen.
Sie wollte mich (es war inzwischen 18Uhr abends) gleich dabehalten für die OP am nächsten Tag, ich allerdings wollte für mich sein. Mit meiner Wut auf mich selbst und die Welt. Die Wut auf mich selbst da ich nicht begreifen konnte wie ich jemals hoffen konnte...... ich war wütend nicht von Anfang an "abgestumpfter" an die Sache herangegangen zu sein.....
Als sie mir erzählen wollte wie risikoreich die OP ist unterbrach ich sie und sagte "muss ich mir das anhören? erspart mir das die OP oder wollen sie mich absichtlich verängstigen?" Ich glaube ich war in diesem Moment ziemlich pampig, sie jedoch sehr verständnisvoll.
Ich musste mich auf eigene Verantwortung entlassen und versprechen am nächsten Tag um 6 Uhr früh wiederzukommen.
Ich war um 6Uhr da, sprach mit dem Anästhesisten und dass allertollste war eine frisch gebackene Mutter auf meinem Zimmer...... Sie war wirklich nett, entschuldigte sich wenn das Baby schrie und sah mich mitleidig an.... ich war sowieso am Ende und dann dürfte ich noch zuhören wie eine andere ihr Glück bekam, zum dritten Mal und ich lag da und würde schon wieder alles verlieren.
Um circa 9Uhr, ich war immernoch nicht im OP hatte ich mir überlegt baldmöglichst wieder heim zu wollen. Normalerweise sind mindestens 2 Nächte Aufenthalt vorgeschrieben.
Ich sagte der Schwester Bescheid, sie solle alles fertig machen für eine erneute Entlassung auf eigene Verantwortung. Sie versuchte auf mich einzureden, ich hörte garnicht hin.

Es ging ab in den OP. Ich wollte eigentlich nur davon laufen. Die Schwestern scherzten als sie mein Bett durch den Gang schoben......Ich weinte, ich weinte fürchterlich. Ich bekam keinen Trost sondern eine Beruhigungstablette.

An die Zeit bevor ich einschlief erinnere ich mich kaum, nur an ein raunen als der Arzt den Schwestern mitteilte dass es die dritte missglückte SS bei mir sei.
Dann die letzten mitleidigen Blicke und ich war weg.


Gegen 13Uhr wachte ich auf. Ich fühlte mich überfahren aber ich hatte keine Chance mich auszuruhen, neben mir schrie das Neugeborene. Ich wollte aufstehen, riss mir dabei beinahe den Katheder raus. Ich rief die Schwester. Verlangte was zu essen und ein Telefon. (Ich hatte seit dem Abend zuvor weder Trinken noch Essen dürfen, meine Kehle brannte)......
Ich bekam einen Schluck Wasser, auf Essen wartete ich vergeblich. Ich rief meinen Mann und meine Eltern an, sagte ihm er könne mich bald abholen.
Letztendlich kämpfte ich bis 18Uhr mit mir selbst, meinen OP-Narben und den Argumenten der Schwestern bis ich meinen Mann endlich sah. Im Auto sitzend mit verquollenen Augen.
Ich humpelte zu ihm, mir gings aber trotzdem innerlich schlechter als äußerlich.
Ich hatte mein Kind töten lassen, sicher hatte ich es nicht gewollt aber dennoch tun lassen.
Ich fühlte mich zerrissen, leer, ich wollte am liebsten laut schreien........ zuhause angekommen schlief ich..... fast eine Woche lang durchgehend. Ich sprach mit niemandem und bewegte mich auch kaum......
Heute, 7Monate später kann ich die Situation nüchtern betrachten..... aber auch heute denke ich immer wieder an das Bild meines Würmchens mit schlagendem Herzen....... ;(







4 Kommentare:

  1. Es war auch gaaaaanz schlimm... ich hab schon lange Zeit nicht mehr durchgeschlafen ;(

    AntwortenLöschen
  2. Ich sitze vor meinem Bildschirm und plustere die Backen auf. Was muss Dein Herz erlebt haben? Wieviel Schmerz kann man(frau) aushalten? Es ist furchtbar, aber auch lehrreich. Es prägt Dich und vielleicht war es auch für etwas gut (auch wenn man dies oft als Floskel sieht). Die Natur findet ihren Weg. Ganz sicher!!

    AntwortenLöschen
  3. @ 1 und 1 macht 3! Vielen Dank für deine lieben Wort. Ich hab zum ersten Mal seit ich das gepostet habe den Post wieder gelesen. Man sagt ja immer die Zeit heilt alle Wunden, das stimmt nicht aber wir Menschen sind gut im verdrängen. Es gibt Frauen die sich in meiner Situation vielleicht verrückt machen würden dass das nochmal passiert aber ich bin wie du schon schreibst geprägt und sicher alles durchzustehen. Egal wie schlimm es noch kommen mag!

    AntwortenLöschen